Der National Novel Writing Month ist etwa zu zwei Dritteln vorbei, da wird es Zeit für einen Zwischenstand. Wie ich mich mit dem täglichen Soll schlage, ob ich noch mithalten kann und wie ich allgemein mit dem neuen Projekt vorankomme, erfahrt ihr hier.


Von dem befriedigenden Gefühl, im Tagessoll zu sein

Die ersten Tage habe ich deutlich gemerkt, wie schwer es mir fällt, täglich die Mindestanzahl von 1667 Wörtern zu schreiben. Das hatte nicht nur etwas damit zu tun, dass ich mich erst in das neue Projekt und seine Stimmung reinfinden musste, sondern auch mit meiner Schreibroutine. Ich habe schon während des Oktobers jeden Tag geschrieben, um mich auf den NaNo vorzubereiten, allerdings höchsten 800 bis 1000 Wörter. Nun wollte ich das Doppelte schaffen.

Ich habe nicht aufgegeben und siehe da: Nach ein paar Tagen tippte ich wesentlich schneller, überwand das Gefühl, dass alles von Anfang an perfekt sein muss, und der Tagessoll schrieb sich wie von selbst. Gelegentlich lag ich sogar so weit darüber, dass ich mir einen Tag Puffer hätte erlauben können. Oder zumindest an einem Tag weniger schreiben. Unglaublich geholfen haben mir neben den Schreibgruppen, denen ich angehöre, auch die Schreibstreams auf Twitch. Da war und bin ich regelmäßig bei Juliana Fabula und Benjamin Spang unterwegs.

Mein Ziel: 50.000 Wörter

Als Ziel habe ich mir den offiziellen NaNoWriMo-Wordcount von 50.000 Wörtern gesetzt. In der Theorie soll daraus im November ein ganzes Buch werden, ich weiß jedoch, dass „Phoenixmagier“ deutlich länger werden wird. 50.000 Wörter wird ungefähr ein Drittel der Rohfassung ausmachen. Aber es wird ein Drittel sein, das geschrieben steht, an das ich anknüpfen kann. Und inzwischen weiß ich, dass das Wortziel für mich schaffbar ist.

Doch wie geht es danach weiter? Und was ist mit „Monuks Fluch“, das ich für den NaNoWriMo pausiert hatte? Für mein Debüt-Projekt fehlen mir nur noch wenige Kapitel, um die Rohfassung zu beenden. Ich schätze, noch so 20.000 Wörter. Die will ich im Dezember angehen, um „Monuks Fluch“ auf jeden Fall noch bis Ende des Jahres fertig zu haben. Da zumindest der erste Teil dann relativ lange geruht hat, will ich im neuen Jahr, je nach dem, wie es das für Februar angekündigte Baby erlaubt, mit der Überarbeitung beginnen. Am ersten Januar 2021 startet außerdem eine besondere Challenge, die das ganze Jahr über gehen wird: Der WriYoBo – „Write Your Book“. Das Event wurde von Juliana Fabula ins Leben gerufen und erfährt im nächsten Jahr eine Neuauflage. Es geht darum, sich für das Gesamtjahr ein Wortziel zu setzen und sich jeden Monat in Teams und gegeneinander zu motivieren, dieses Ziel auch zu erreichen. Neben der Überarbeitung von „Monuks Fluch“ wird es also auch mit den nächsten 100.000 Wörtern an „Phoenixmagier“ weitergehen. Und auch ein weiteres Projekt schwebt mir bereits vor.

Schwierigkeiten und Hindernisse beim Schreiben von „Phoenixmagier“

In meinem letzten Blogpost hatte ich bereits erklärt, dass ich mit dem Plotten vor dem NaNoWriMo nicht ganz fertig geworden bin. Inzwischen bin ich schon ein bisschen weitergekommen, habe einige Tücken beim World Building lösen können (das Tag-Nacht-System stellt mich allerdings jedes Mal aufs Neue vor Herausforderungen …) und mich für eine Plotmethode entschieden. Ich plane „Phoenixmagier“ nach der 3-9-27-Methode: 3 Akte, 9 Blöcke und (in der Theorie) 27 Kapitel. Begründet wird dieser Aufbau mit dem Dreisatz von Exposition (Einleitung), Konfrontation (Hauptteil) und Resolution (Schluss). Die drei Akte bilden dieses System ab, jeder Akt besteht aus drei Blöcken, die sich wiederum auf diese Art und Weise aufbauen, und jeder Block aus drei „Kapiteln“. In der Rohfassung belasse ich das mit den Kapiteln zumindest noch so, um den Überblick besser behalten zu können, danach werde ich sie aber wohl anders auflösen, da die Längen ansonsten sehr unterschiedlichen wären.

World Building und Plotting erledige ich im Programm One Note. Dort habe ich eine große Oberfläche, auf der sich Elemente frei verschieben und auch Bilder einfügen lassen. Das Schreiben organisiere ich in Scrivener, das ich auch schon für „Monuks Fluch“ benutzt habe. Es bietet viele Features und besonders gut gefallen mir die Schlüsselwörter und die Aufteilung nach Kapiteln und Szenen. Nur die Rechtschreibprüfung ist gar nicht zu empfehlen. Ich spiele schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken, mir Papyrus fürs Überarbeiten zu holen (und vielleicht dann auch zum Schreiben selbst). Das Programm werde ich mir wohl zu Weihnachten kaufen.

Sneak Peek in „Phoenixmagier“

Lust auf einen Schnipsel aus dem neuen Projekt? Dann habe ich hier was für euch – allerdings ist das alles noch Rohfassung, also noch bearbeitungsbedürftig!

Nia betastete die Brosche in ihrer Hand, während sie die Spiegelung der Monde im Wasser betrachtete. Sie fuhr mit dem Finger über den großen, glatten Stein in der Mitte, dann die Konturen der Blätter entlang, die ihn einfassten. Sie blitzten silbern im Licht der Monde. Die Brosche war schwer, ein wertvolles Stück, keine Frage. Kurz war Nia versucht, sie mit einer lockeren Handbewegung ins Wasser unter ihr fallen zu lassen.
Stattdessen schob sie das Schmuckstück zurück in die Innentasche ihrer Tunika, die sie vorne über Kreuz gebunden trug. Ein protestierender Laut erklang von dort und eine kleine Schnauze schob sich ihr entgegen. Die Nase traf auf Nias Hand und kleine Zähne kniffen liebevoll in ihre Haut. Das Wesen dahinter sah sie mit vorwurfsvollen Augen an und gurrte erneut. Der feine Kamm, der über seinen langgestreckten Hals im Nacken verschwand, stellte sich dabei auf.
»Tut mir leid, Azra, du wirst noch eine Weile länger auf sie aufpassen müssen.« Nia streichelte ihrem Freund über den drachenartigen Kopf, der mit samtig weichem Federflaum bedeckt war. Oben war er von einem dunkleren Braun als unten. Azra streckte sich nach oben und ihrem Finger entgegen, wobei er die Augen schloss und ein wohliges Gurren von sich gab. Dann verschwand der Nekru wieder zwischen den Falten ihrer Kleidung. Nia spürte ihn dicht an ihrer Brust, seine Wärme und seinen gleichmäßigen Atem. Das hatte sie schon immer beruhigen können. Wenn das gewohnte Gewicht dort verschwand, fühlte es sich an, als würde ein Teil von ihr selbst fehlen.

Es ist wieder soweit! Es ist wieder diese ganz besondere Zeit im Jahr! Der National Novel Writing Month hat begonnen und wie jeden November kämpfen auf der ganzen Welt Schreiberlinge darum, 50.000 Wörter für ihren Roman zu schreiben. Mehr oder weniger, wenn sie sich das Ziel entsprechend höher oder niedriger gesetzt haben. Gemeinsam mit Schreibbuddys, in Gruppen oder einfach für sich allein wird der Hype genutzt und geschrieben, offiziell auf der Seite des NaNoWriMo, auf den sozialen Medien oder selbst organisiert. Auch ich bin beim NaNo dabei – und zwar mit einem neuen Projekt!


Die Qual der Wahl: Was schreibe ich im NaNoWriMo?

Der NaNoWriMo rückte unaufhaltsam näher und ich musste mich entscheiden: „Monuks Fluch“ beenden, das bis zum Finale aber nicht mehr 50.000 Wörter umfassen würde, oder ein neues Projekt angehen, das ich dann aber würde plotten müssen? Da ich den NaNo letztes Jahr zum ersten Mal gewonnen habe, wollte ich auch dieses Jahr die 50.000 Wörter knacken und entschied mich für das neue Projekt. Eigentlich wollte ich, neben dem World Building und Plotting für dieses, „Monuks Fluch“ im Oktober dann trotzdem zu Ende schreiben.

Das hat leider nicht geklappt. Ich musste mich am Ende zwischen dem Plotten und Schreiben entscheiden. Das Plotten hatte als Vorbereitung für den November Priorität und so tüftelte ich an der Welt, den Charakteren und der Story. Bis zum ersten November bin ich damit leider immer noch nicht fertig geworden, habe es aber so weit geschafft, dass ich zumindest mit dem Schreiben loslegen konnte. Nun darf ich nur nicht zu schnell vorpreschen, da ich nebenbei weiterplotten muss.

Projekt „Phoenixmagier“

Doch was ist das überhaupt, das neue Projekt? Der Arbeitstitel lautet „Phoenixmagier“ und ihr findet es bereits unter meinen Projekten, an denen ich als Autorin gerade arbeite. Es ist eine Mischung aus Fantasy und Dystopie – quasi eine dystopische Fantasy – im städtischen Umfeld. Es wird zwei Protagonisten geben und beide stellen mich bereits jetzt vor Herausforderungen, wenn es um ihre Charakterisierung und Entwicklung geht. Dementsprechend wird die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt. Es gibt auch wieder eine Romanze, die diesmal stärker als in „Monuks Fluch“ im Vordergrund steht. Ansonsten gibt es Magie, eine Rebellion und Verrat … Mehr sage ich aber noch nicht.

Titelbild "Phoenixmagier"

Mein Start in den NaNoWriMo

Weil ich mich nicht komplett vorbereitet fühlte, lief der Start in den NaNo dann etwas schleppend. Sonntagnachmittag saß ich noch an meinen Plotnotizen, bis ich mich abends dann endlich mal davon lösen musste, um mit dem Schreiben zu beginnen. Und es war gefühlte Ewigkeiten her, dass ich den Anfang für ein Projekt geschrieben habe. Also, ein Projekt ganz von vorne begonnen habe, vor dem sprichwörtlichen weißen Blatt saß. Dementsprechend angespannt fühlte ich mich dann auch, bis ich es schaffte, einfach drauflos zu schreiben.

Das Hineinversetzen in Stimmung und Atmosphäre und vor allem in meine Protagonistin Nia fällt mir auch am dritten Tag noch schwer. Bevor ich ihren Charakter beim Plotten ausformuliert habe, ist er nie mehr als ein vager Umriss in meinen Gedanken gewesen. Eine leere Hülle in den Szenen, die vor meinen Augen abliefen. Und jetzt hat sie so viel Charakter, ist unglaublich grumpy und ganz anders als der Protagonist aus „Monuks Fluch“. In dieser Umstellung liegt wohl das Problem – was gut ist! Denn so weiß ich, dass es mit zunehmender Zeit besser wird, ich mich im Laufe des Schreibens immer besser in sie hineinfühlen kann. Ich brauche quasi erstmal die Anlaufzeit.

Bis dahin brauche ich eben etwas mehr Schreibzeit, um auf meinen täglichen Wordcount zu kommen. Das ist in Ordnung, ich muss sowieso nebenbei weiterplotten. Und das Schreiben an „Phoenixmagier“ macht mir trotzdem unheimlich viel Spaß! Schon im Vorfeld habe ich mich sehr auf dieses Projekt gefreut.

Meine Tipps für den NaNoWriMo (für Kurzentschlossene)

Ich nehme nicht zum ersten Mal am National Novel Writing Month teil und es wird sicherlich auch nicht das letzte Mal sein. Wenn ihr euch kurzfristig auch noch dazu entscheidet, mitzumachen, sind hier ein paar „Überlebenstipps“ für euch:

  • Überlegt euch vorher, was ihr schreiben wollt und ob das gewählte Projekt genug Stoff für den NaNo bietet.
  • Seid darauf vorbereitet, dass euch das, was ihr schreibt, vielleicht nicht sofort gefällt – es ist schließlich eine Rohfassung und muss noch überarbeitet werden! Der schwerste Schritt am Beginn jeder neuen Schreibsession ist das „Drauflosschreiben“.
  • Richtet euch mehr oder weniger feste Schreibzeiten ein, die nur dafür reserviert sind. Seid aber auch dafür vorbereitet, unerwartete Motivationsschübe oder freie Zeitslots für das Schreiben zu nutzen.
  • Probiert verschiedene Methoden aus: Schreibt ihr lieber allein oder braucht ihr die Motivation der Gemeinschaft? Schreibbuddys lassen sich über das Forum schnell finden und viele lokale Treffen finden jetzt virtuell statt. Helfen euch Sprints oder Word Wars oder setzt euch das Zeitmessen zu sehr unter Druck?
  • Deckt euch mit Snacks ein – in diesem Fall ist Hamstern legitim. Wenn es euch während des Schreibens plötzlich nach Schokolade gelüstet, dann muss auch Schokolade im Haus sein!
  • Setzt euch realistische Ziele. Statt nach den 50.000 Wörtern zu greifen, wenn ihr bereits wisst, dass ihr sie nicht erreichen werdet, motivieren erreichbare Ziele viel mehr.
  • Denkt euch eine Belohnung aus, entweder eine kleine für das tägliche Schreiben oder eine große für das Gewinnen des NaNoWriMo’s.
  • Lasst euch nicht unter Druck setzen. Viele nehmen nicht am NaNo teil, weil sie den Druck, der mit dem Erreichen der 50.000 Wörter einhergeht, nicht mögen. Das ist vollkommen in Ordnung und absolut Typsache! Wollt ihr trotzdem teilnehmen, bleibt gelassen und sagt euch: Egal, wie viel ich letztendlich schaffe, jedes Wort ist ein Wort mehr im Manuskript!
  • Lasst euch nicht ablenken. Oder beseitigt diese Ablenkungen zumindest während des Schreibens. Social Media kann sehr motivieren, verführt aber natürlich auch zur Prokrastination.
  • Und am wichtigsten: Habt Spaß!

Fügt mich gerne auf der offiziellen Seite als Buddy hinzu: Ich heiße dort „Skahri“. Mitte des Monats wird es einen Zwischenstand zum NaNoWriMo und Projekt „Phoenixmagier“ hier auf dem Blog geben und am Ende natürlich auch ein Fazit.