Voll im Schreibfluss merken wir nicht, wenn wir immer wieder die gleichen Wörter benutzen. Dann der Schock beim Drüberlesen oder Überarbeiten: Der Protagonist ist eine richtige Grinsebacke und „lächelt“ ständig, seine Freundin „schlendert“ immer auf die gleiche Art und Weise und die Mutter „sagt“ sehr gerne irgendetwas. Die Nacht ist in jeder Szene „dunkel“ und jedes Gebäude ein „Haus“. In vielen Fällen (gerade bei dem Beispiel „lächeln“) können wir solche Wiederholungen getrost streichen. Manchmal ist es aber auch unglaublich hilfreich, mit Synonymen zu arbeiten, gerade dann, wenn sich dabei genau die Bedeutung viel besser erfassen lässt, die wir eigentlich gemeint haben.


Was sind Synonyme?

Synonyme sind Worte mit gleichem oder ähnlichem Bedeutungsumfang und Synonymie ist die semantische Relation zwischen diesen Wörtern. Was für das jeweilige Wort unter „Bedeutung“ verstanden wird, hängt stark vom Kontekt ab und richtet sich nach der Lesart. Beispielsweise ist „laufen“ nicht immer synonym verwendbar zu „gehen“: In „sie ist von uns gegangen“ lässt sich „gehen“ nicht mit „laufen“ ersetzen, da die Bedeutung von „gehen“ in diesem Kontext eine andere als die der Fortbewegung ist.

Es wird unterschieden in strikte und partielle Synonyme. Während strikte Synonyme genau die gleiche Bedeutung besitzen, ähneln sich partielle Synonyme nur. Beispiele für strikte Synonyme sind selten, da unsere Sprache an sich schon so ausgelegt ist, dass sie wenig Wiederholungen aufweist. Oft wird die Konnotation beim Austauschen von Wörtern verschoben, sodass sie nicht mehr als gleich, sondern nur noch als ähnlich gelten. Unterschiedliche Konnotationen können sich beispielsweise durch Wertungen ergeben: Sagen wir, dass jemand „bummelt“, drückt das etwas anderes aus, als wenn er nur sehr langsam läuft oder sogar gemütlich spaziert. Wörter können auch auf unterschiedlichen stilistischen Ebenen Synonyme sein. „Latschen“ ist eher umgangssprachlich, „sich fortbegeben“ oder „wandeln“ dagegen hoch gestochen.

Das Gegenteil von einem Synonym ist das Antonym: Es drückt genau das Gegenteil aus („gehen“ im Gegensatz zu „bleiben“ oder „langsam“ im Gegensatz zu „schnell“). Außerdem gibt es noch Homonyme. Das sind Wörter, die mehrdeutig sind, aber den gleichen Wortlaut haben. „Erde“ bezeichnet zum Beispiel sowohl unseren Planeten als auch das, was ihn bedeckt und worin wir unsere Blumen pflanzen.

Synonyme für lebendige Texte

Indem wir Synonyme nutzen, gestalten wir unsere Texte abwechslungsreicher. Immer dieselben Begriffe wirken nicht nur eintönig und wiederholend, oft passt ein anderes Wort dank seiner Bedeutungsverschiebung viel besser. Synonyme können neue Empfindungen übertragen, die einen Sachverhalt viel anschaulicher und nachfühlbarer machen. Ein weiterer Vorteil von Synonymen ist, dass sie den eigenen Wortschatz erweitern und das kreative Denken anregen. Haben wir schon fünfmal nach Synonymen für „gehen“ gesucht, fällt uns beim sechsten Mal sofort eins ein, auf der Suche lernen wir neue Wörter dazu und bekommen sogar Ideen, wie eine Szene wirken soll.

Synonyme lassen sich auch unerwartet einsetzen, zum Beispiel in eigentlich bekannte Wendungen, die wir durch neue Wörter überraschend verändern können. Das weckt nicht nur das Interesse von Leser*innen, sondern kann auch ganz bewusst eingesetzt werden, um bestimmte Botschaften zu transportieren.

Das richtige Synonym finden

Nun finden wir mehrere Wiederholungen des Wortes „gehen“ in unserem Manuskript, aber das richtige Synonym auszuwählen, ist manchmal gar nicht so einfach. An der einen Stelle haben wir das Gefühl, den Punkt noch nicht ganz genau getroffen zu haben, an der anderen können wir uns zwischen mehreren Synonymen einfach nicht entscheiden – sie haben alle was! Und manchmal werden sie dann einfach aneinandergereiht hingeschrieben und es wird plötzlich eine „finstere, tiefschwarze Nacht“. Es ist immer empfehlenswert, sich für ein Wort zu entscheiden, insbesondere dann, wenn sie sich in ihrer Konnotation widersprechen würden.

Außerdem ist es wichtig, dass ein Synonym in den Sprachgebrauch passt. In einem Fantasy-Roman wirkt ein Fremd- oder Fachwort schnell fehl am Platze und ist die Erzählstimme durchgehend gehoben, passt manch lapidares Wort nicht so gut. Auch den Wortschatz und die Redensart der Figuren sollten wir berücksichtigen: Die Protagonistin eines Jugendromans im 21. Jahrhundert kennt veraltete Begriffe vielleicht gar nicht oder verwendet sie zumindest nicht – es sei denn, genau das ist der Clou und sie soll damit hervorstechen.

Wortwolke Synonyme zu laufen

Will einfach kein passendes Wort einfallen, helfen folgende Strategien:

  • in verschiedenen Wortarten suchen, also nicht nur innerhalb der Verben beim Beispiel „gehen“ bleiben, sondern auch bei den Adjektiven und Nomen umschauen
  • Umschreibungen verwenden – statt genau eines Wortes ist manchmal eine Wortgruppe oder eine ganze Wendung passender
  • zwischen den Sprachen schauen, denn manchmal gibt es genau das passende Wort auf Englisch, was uns auf Deutsch nicht einfällt
  • von Antonymen inspirieren lassen
  • Listen von Synonymen durchsuchen und Alternativen laut austesten

Hilfreiche Internetseiten für Synonyme

Zu dem letzten Listenpunkt „Listen von Synonymen durchsuchen“ gibt es viele hilfreiche Internetseiten, die genau das Wort liefern können, das wir die ganze Zeit gesucht haben.

synonyme.woxikon.de

Ich persönlich nutze am liebsten das Synonym-Wörterbuch von Woxikon. Nachdem ich ein Wort eingegeben habe, liefert es mir eine große Auswahl an Synonymen, bereits nach ihrer Bedeutung gruppiert. Die Wörter sind untereinander verlinkt, sodass ich bequem die einzelnen Übersichten aufrufen und noch weiter schauen kann. An der Seitenleiste finden sich auch einige grammatikalische Hinweise.

synonyme.de

Diese Seite bietet ebenfalls eine große Auswahl und ist vom Design cleaner. Die Darstellung der Synonyme ist gruppiert. Nützlich ist die Filterfunktion nach Wortarten, der Verweis auf weitere Wörter, die das gesuchte Wort enthalten, und der Verweis auf das Gegenteil.

Duden

Auch die Online-Funktion des Dudens zählt Synonyme auf. Die Suchfunktion ist meiner Meinung nach nicht ganz so eingängig, dafür werden aber Informationen über Stilebenen, regionale und zeitliche Einordnung und Fachsprachen gegeben. Für „gehen“ finde ich so „schreiten“ und „wandeln“ als gehobene Ausdrücke, „trampeln“ als abwertend, „staken“ als norddeutsche Variation und „lustwandeln“ als veraltet.

Google

Die Google-Suche (oder die vergleichbarer Suchmaschinen) ist immer eine gute Anlaufstelle, um weitere Online-Wörterbücher zu finden. Außerdem werden mit der Suche „Synonym [Wort]“ erste Vorschläge aufgelistet – und manchmal muss man gar nicht lange suchen, um genau das passende Wort zu finden.

Dies ist der Eingangsbeitrag einer Reihe von Blogartikeln, die unter dem Stichwort „Synonyme“ geplant ist. Weitere Beiträge verlinke ich hier zukünftig.

Geschichten sind überall: Sie umgeben uns tagtäglich, ob in kleiner Form einer Mitpassagierin, die ihrem Sitznachbarn eine Anekdote aus ihrem Leben erzählt, in Fernsehen, Radio, Büchern und dem Internet. Jeder Mensch ist ein/e Geschichtenerzähler*in und unsere Geschichten leben weiter. Dabei gibt es bestimmte Muster und Elemente, derer wir uns bedienen, auch als Autor*innen beim Schreiben. Doch wie funktioniert eine gute Geschichte? Was ist das Motiv, das hinter dem Erzählen steckt?


Die lange Geschichte des Geschichtenerzählens

Geschichten sind so alt wie der Mensch selbst. Höhlenmalereien zeugen von den ersten Versuchen unserer Vorfahren, das, was ihnen widerfahren ist, festzuhalten. Mit der Sprache entwickelte sich auch die Kunst des Erzählens selbst: An Lagerfeuern erzählten sich die Menschen Geschichten, Sagen und Märchen, die in veränderter Form teilweise bis heute überdauert haben. Die älteste Geschichte der Welt soll laut australischen Forscher*innen von den Aborigines stammen und 37.000 Jahre alt sein.

Das Geschichtenerzählen entwickelte sich mit dem technologischen Fortschritt weiter. Mit der Erfindung des Buchdrucks konnten Geschichten mehr Menschen erreichen, gleichzeitig verlor aber auch der soziale und kommunikative Aspekt des Erzählens an Bedeutung. Der Gilgamesch-Epos aus der babylonischen Kultur zählt zu den ältesten schriftlichen Überlieferungen der Welt. Sein Ursprung reicht bis ins 24. Jahrhundert vor Christus zurück.

Mit Radio, Fernsehen und Internet verbreiteten sich Geschichten schließlich flächenwirksam in der gesamten Bevölkerung und erhielten neue Elemente der Gestaltung und Übertragung.

Es ist egal, ob ein Kind ein Buch liest, ein Audiobuch hört oder einen Film sieht. Wichtig ist nur, dass Kinder mit Geschichten groß werden.

Cornelia Funke

Wozu brauchen Menschen Geschichten?

Was wäre die Welt ohne Geschichten? Wenn unser Erleben nur durch Daten und Fakten ausgedrückt werden könnte? Richtig, zum einen sehr trist, zum anderen gäbe es aber auch wenig, woran wir uns erinnern würden. Denn Geschichten schaffen Strukturen im Gedächtnis, die wir uns viel leichter merken können. Sie lösen Emotionen aus und geben uns etwas mit auf den Weg, aus dem wir lernen können – die Moral der Geschichte. Geschichten zu erzählen ist ein evolutionäres Mittel, das unser Überleben sicherte. Dabei wurde nicht nur Wissen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben, damit diese es besser machen konnten als ihre Vorfahren, auf diese Art und Weise entstanden auch Traditionen und kulturelle Erbstücke.

Ein weiterer Zweck besteht darin, Empathie aufzubauen. Auch Dinge, die wir nur indirekt durch eine Erzählung erleben, lösen körperliche sowie emotionale Reaktionen in uns aus. Wir fühlen mit dem Protagonisten oder der Protaginistin. So können wir, gleich einer Simulation, andere Blickwinkel und Lebenswelten kennenlernen, ohne uns direkt in die (vielleicht bedrohliche) Situation zu begeben. Wir lernen aus den Erfahrungen anderer und die Gefühle und Denkweisen unserer Mitmenschen besser zu verstehen.

Gleichzeitig bergen Geschichten auch eine soziale Komponente, die Zusammenhalt und soziales Verhalten schafft.

Geschichte und Erzählung – Story und Plot

Grundsätzlich lassen sich zwei Ebenen unterscheiden:

  1. Die Geschichte (Story) selbst mit bestimmten Erzählmustern: WAS wird erzählt?
  2. Die Erzählung dieser Geschichte (Story) mit bestimmten Erzähltechniken: WIE wird etwas erzählt?

Beides zusammen bestimmt die Qualität einer Geschichte: Eine gute Story, die schlecht erzählt wird, ergibt genauso wenig eine gute Geschichte wie eine schlechte Story, die gut erzählt wird. Dabei sind Story und Plot nicht als Synonyme zu verwenden. Die Story enthält den kompletten chronologischen Verlauf einer Geschichte inklusive ihrer Vorgeschichte, während der Plot nur das ist, was ein Leser oder Zuschauer letztendlich zu sehen bekommt, weder chronologisch aufbereitet noch komplett vollständig. Anders gesagt: Das eine ist die Geschichte, das andere die Handlung.

Was von einer Geschichte letztendlich erzählt und wie die Erzählung präsentiert wird, hängt maßgeblich von dem Erzähler oder der Erzählerin und seiner oder ihrer Perspektive ab.

Was wir von einer guten Geschichte erwarten

Wenn wir uns fragen, was eine gute Geschichte ausmacht, dann kommen wir schnell darauf, was sie NICHT enthält: eine unlogische Handlung, ein allzu leicht zu lösendes Problem und immer gleiche Abläufe ohne Fortschritte. Dabei ist „gut“ natürlich kein objektives Kriterium, sondern spiegelt lediglich wider, was wir von Geschichten gemeinhin erwarten. Und sobald wir wissen, was Leser*innen erwarten, können wir auch mit diesen Erwartungen spielen und sie brechen.

1. Geschichten ergeben Sinn und erzeugen eine Erkenntnis.

Damit eine Geschichte unser Bedürfnis nach Erklärbarkeit erfüllt, müssen die einzelnen Punkte Sinn ergeben. Nichts geschieht ohne Grund oder sprengt zumindest nicht den gesamten Rahmen der Handlung. Außerdem müssen die Figuren nachvollziehbar handeln, denn erst so können wir mit ihnen fühlen und denken. Und wer auf diese Art und Weise die Story erlebt, erhält am Ende die Chance auf einen tiefgreifenden Aha-Moment. Wir denken uns dann „Hab‘ ich mir doch gedacht, dass es der Gärtner gewesen ist!“ oder „Mit diesem Twist hätte ich nicht gerechnet, aber es passt so gut rein!“ und können das Buch zufrieden beiseitelegen.

2. Geschichten stellen den Protagonisten oder die Protagonistin vor Hindernisse.

Dies spiegelt den Archetyp der Geschichte wider und wird auch im Storytelling eingesetzt. Am Anfang steht ein Protagonist oder eine Protagonistin, der oder die auf ein Problem trifft. Ein geläufiges Beispiel: Frodo erhält den einen Ring, der Sauron zur Macht verhelfen und Mittelerde ins Verderben stürzen kann. Dieser Notlage ist aber nicht so einfach zu entkommen, es gibt keine schnelle Lösung für das Problem. Stattdessen trifft unser Protagonist oder unsere Protagonistin ein ums andere Mal auf Hindernissse – an denen er oder sie auch scheitern darf. Die Krise lässt sich erst überwinden, wenn eine Entwicklung stattfindet.

3. Geschichten bestrafen die Bösen und belohnen die Guten.

Das ist eine Erwartungshaltung, die wir gegenüber einer gerechten Welt haben. Unmoralisches Verhalten wird bestraft und moralisches belohnt. Dass die Realität durchaus ganz anders aussieht und es mehr zwischen „Gut“ und „Böse“ gibt, zeigen Geschichten, die mit genau dieser Erwartungshaltung brechen. „Graue“ Charaktere und Anti-Helden sind inzwischen sehr beliebt – und bilden oftmals trotzdem noch die Ausnahme.

4. Geschichten brauchen Veränderung.

Zumindest sollte sich die Handlung kapitelweise entwickeln und nicht auf der Stelle stehenbleiben – auch im wahrsten Sinne des Wortes durch Ortswechsel und Zeitwechsel gekennzeichnet sein. So können Geschichten ihre Leser*innen auf eine Reise mitnehmen. Natürlich gibt es auch hier wieder Geschichten, die genau damit brechen.

Die Macht einer Geschichte

Die Macht guter Geschichten ist nicht zu unterschätzen. Ihre Wirkungsweisen sind tief in uns verwurzelt und sie beeinflussen unsere Wahrnehmung. Das lässt sich an einem einfachen Beispiel erklären: Was wir als Kinder von unseren Eltern und anderen engen Bezugspersonen zu hören bekommen haben, was wir erlebt haben, ist schwer bewusst zu machen und ablegbar. Hören wir unser ganzes Leben lang Geschichten darüber, wie schlimm eine Personengruppe X ist, glauben wir leicht daran, solange uns niemand eines Besseren belehrt oder wir gegenteilige Erfahrungen machen.

Nichts auf der Welt ist mächtiger als eine gute Geschichte. Nichts kann sie aufhalten, kein Feind vermag sie zu besiegen.

Tyrion Lannister in „Game of Thrones“

Gleichzeitig eröffnen Geschichten auch völlig neue Welten, die wir als Autor*innen erschaffen. Wir machen sie für Leser*innen erlebbar, können sie bezaubern, mitreißen, zu Tränen rühren oder aufgebracht zurücklassen. Diese Macht wohnt jedem Geschichtenerzähler und jeder Geschichtenerzählerin inne – und es ist seine oder ihre Verantwortung, was er oder sie daraus macht.

Weiterführende Artikel:

Die Schreibtechnikerin – Propaganda und Storytelling

Die Schreibtechnikerin – Der Anti-Plot: Gegen die klassische Geschichte

Autorenwelt – Evolutionstheorien: Warum wir Geschichten erzählen